SUDKURIER NR. 208 / V  
SAMSTAG, 8. SEPTEMBER 2007
VILLINGEN-SCHWENNINGEN


Das Villinger Sport-Ass tritt in die Wohlfühl-Phase ein: Schluss mit Schule als Pädagoge


Ein Mann, ein Vorbild: Günter Pawlik
 



Günter Pawlik hört auf. Seine Ära als markantester Villinger Sport-Pädagoge geht zu Ende. Die Liste seiner Erfolge ist lang.

 

Günter Pawlik hat Schluss gemacht. Konsequent und klar hat er den Schuldienst verlassen - was ein Verlust ist, in vielerlei Hinsicht. Den 63-Jährigen als Lehrerpersönlichkeit zu bezeichnen, wäre zu kurz gesprungen. „Ginter", wie seine vielen Freunde den Schlesier schelmisch nennen dürfen, ist eine Institution. Das Beste was man mit Sicherheit über ihn sagen kann, ja muss: Er war immer ein Vorbild.

Pawlik war Sportlehrer an den kaufmännischen Schulen - bis jetzt. Seit 1973 wirkte er dort im besten Sinne dieses Wortes. Er war kein Vorturner, kein Oberlehrer, vielmehr Lebensbegleiter seiner Schüler. Dass er selbst mit enormer Vielseitigkeit so gut wie alles seinen Jugendlichen selbst vormachen konnte, wirkte prägend.

Schon 1980 lernte man bei ihm, was Dunk-in im Basketball und Skipping beim Leichtathletiktraining ist.
Dass Günter Pawlik harte Schule war, passt zum Sport- und seinen Herausforderungen.
Sein Unterricht war fordernd und bildend. Viele seiner Schüler blieben dem Sport treu – und vielem sonstigen Unfug fern.

 

Günter Pawlik ist der Hammer. Wer je gegen ihn Handball, Basketball, Tennis oder Volleyball gespielt hat, der wird es bestätigen. Er kann auf dem Spielfeld explodieren, ist technisch perfekt und er nutzt seinen Körper als Schwungmasse mit der Cleverness eines hellwach durchtrainierten Spielers. Pawlik hat es zu ganz viel gebracht in seinem Leben. Dass er zu Hunderten jungen Menschen den scheinbar beiläufigen Kernsatz vom gesunden Körper und vom guten Geist demonstriert hat, ist das Eine. Dass er eine Familie mit zwei Kindern in Unterkirnach hat, das Andere. Die wirklich herausragenden Leistungen im. Leben des Diplom-Sportlehrers vollzogen sich jedoch auf den ganz großen Sportbühnen dieser Welt.

Niemand anderer als Günter Pawlik hat Axel Harries aus Furtwangen auf die 800-Meter-Strecke bei den Olympischen Spielen in Los Angeles gebracht: Dass Harries heute ein Topmanager in einem deutschen Top-Konzern ist, unterstreicht, wie stilbildend der Pädagoge, Trainer und Förderer gewirkt hat. Dass der Tuttlinger Peter Braun, ebenfalls auf der doppelten Stadionrunde, bei den Olympischen Spielen in Seoul am Start war, mit Trainer Günter Pawlik vor Ort dabei, sagt viel. Zum Beispiel, dass Eintagsfliegen nicht das Ding dieses enormen Mannes sind. Auch nicht bei Olympia.

Günter Pawlik hat in Villingen heute schon allerbeste Spuren hinterlassen, obwohl er weiterhin aktiv bleibt. Er trainiert auf dem Hubenloch-Sportplatz eine Gymnastik-Gruppe; wie nur er das macht: Stabilisationsgymnastik, Kicken, Spaß. Und vor allem: ein paar Stunden guter Zeit.

Im Vereinsleben Villingens ist Pawlik einer der großen Motoren bei einem der überregional bekanntesten Vereine gewesen: Bei den Volleyballern von Winkler. Klar: „Ginter" hat ja selbst in Köln Volleyball gespielt, zweite Bundesliga. Noch mit 36 Jahre war er bei Winkler Villingen dann dabei - und in der Verbandsliga war die Truppe richtig groß und genau so wie ihr Mentor: Eine Wucht.

Pawlik sagt heute mit seinem lässigen Lächeln: „Ich kann aufhören." Der Spätaussiedler sagt das so und meint den Schuldienst. Natürlich macht Pawlik weiter. Zum Beispiel im Keller, wo er „bastelt“, wie er das nennt. Was natürlich völlig untertrieben ist.

Pawlik ist Tüftler, Erfinder. Entwickler. Gesunder Körper, gesunder Geist: Trainingsgeräte entwickelt er seit vielen Jahren so, dass sie passgenau die Aufbaupläne unterstützen. Dass Günter Pawlik damit Lieferant der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschat ist, unterstreicht seine Qualitäten und seine Vielseitigkeit.

Dass Pawlik neuerdings selbst auch golft, ist typisch. Ein Mann geht in seine persönliche Cooldown-Phase über Handicap 33, derzeit noch. Was soll´s. Er genießt Ruhe und Luft.

Sein jahrelanges „Wohnzimmer", die Sporthalle an den Kaufmännischen Schulen wird jetzt saniert und breiter, größer, besser. Dass Günter Pawlik mit seiner Schülern die alte Halle selbst noch ausgeräumt hat, bevor die Bautrupps kamen, war so etwas wie eine doppelte Geste: Den Jugendlichen gegenüber, die noch mal - trotz Schuftens - gelernt haben, was man wann wie machen muss. Und dem Kollegium gegenüber. Ein Günter Pawlik geht - leise und ordentlich. Aber fröhlich, mit dem stillen Sieger-Lächeln im Gesicht. Und ganz viele haben am Schluss gesagt und gedacht: Mensch. Ginter Danke!

 

NORBERT TRIPPL

(BILD: Sepsy)